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Von wegen karg und unwirtlich: Die Gebirgslandschaft am Simplon fasziniert mit Flora, Fauna und «historischen Promis» am Weg – von Stockalper bis Napoleon.

DIE FAKTEN
Höhe: 1993 m.ü.M. (Ausgangspunkt) bzw. 2053 m.ü.M. (höchste Erhebung)
Lage: Gebirgspass, trennt die Walliser Alpen im Westen von der Leone-Gruppe im Osten
Länge Rundwanderung: 7,6 km bzw. ca. 3 Std.
Ausgangs-/Endpunkt: Simplon-Passhöhe bzw. Postautohaltestelle «Simplon Kulm» Einkehrmöglichkeiten: Hotels/Restaurants auf und unterhalb der Passhöhe
Anforderungen/Kondition: leicht
Webcam Simplon Passhöhe
Besonderes: Tourist Info-Center auf der Passhöhe (Mai bis September)

Buch- und Kartentipps zum Simplon:

Alp- und Bergseen Schweiz
Wanderführer Wallis-Oberwallis
Über den Simplon
Simplon. 100 Jahre Simplontunnel
Das alte Hospiz auf dem Simplon

Die richtige Ausrüstung:

Wander-ABC: Das muss mit!

Anreise: Mit ÖV (Bahn/Postauto) via Martigny, Furka- oder Grimselpass bis nach Brig und via Brig-Gils weiter bis Passhöhe Simplon. Mit dem Auto durchgehend bis zur Passhöhe. Parkplätze vorhanden
Anreise planen

DIE GANZE GESCHICHTE
Er gilt als einer der schönsten Pässe der Schweiz und führt über 60 Kilometer von Brig im Walliser Rhonetal bis nach Italien. Auf einer perfekt ausgebauten (National-)Strasse, ganzjährig befahrbar. Die Walliser sind stolz darauf – und auf die jahrhundertealte Geschichte des Simplon, welche den berühmt-berüchtigten Kaspar Stockalper, den Feldherrn Napoleon und – weit früher noch – sogar die Römer mit einschliesst.

Rundweg Bergalpe: Einmal rundherum

Doch Du willst nicht zurückschauen, sondern vorwärts wandern. Als Einstieg in die rauhe, eindrückliche Welt des Simplon empfiehlt sich der Rundweg Bergalpe, eine leichte Tour von 2 ½ bis maximal drei Stunden. Dabei «um-wandert» man die Simplon-Passhöhe – weit von der verkehrsreichen Passtrasse entfernt! Und wer nicht länger wandern mag, kürzt einfach ab. Zumal man den Start und somit auch das Ziel immer wieder vor Augen hat.

teddy-b.ch - Wacht am Simplon 01
Adlerstatue: Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg.

Simplon: Adler-Auge schaut mit

Die Passhöhe also. Ein Hotel, eine Postauto-Station und ein paar Dutzend Parkplätze gibt es hier. Auch einen überdachten Picknickplatz, wo man an Steintischen essen kann. So man die vorbei brausenden Autos bewusst überhört. Auf einer Anhöhe, kaum hundert Meter entfernt, thront ausserdem der acht Meter hohe Stein-Adler, trutziges Wahrzeichen des Simplon. Das Monument erinnert an die «Wacht am Simplon» und damit an den Zweiten Weltkrieg, als hier Gebirgsbrigaden für Schutz und Ordnung sorgten.

teddy-b.ch - Rundweg Bergalpe 02
Bergalpe: Rundherum um die Simplon-Passhöhe!

Der Wind, Dein ständiger Begleiter

Tempi passati. Für die Rundwanderung benötigst Du höchstens einen Windschutz, denn hier oben, auf 2000 Metern Höhe, findet man sich in einer Gebirgslandschaft wieder. Doch karg und unwirtlich wirkt die Gegend nur auf den ersten Blick. Danach kommt jeder ins Schwärmen. Denn gleich mehrere Highlights erwarten Dich auf dem Rundweg Bergalpe (der übrigens bestens ausgeschildert ist):

teddy-b.ch - Simplon Rundweg Bergalpe 03
Leichtes Auf und Ab ohne grosse Schwankungen.

1. Phantastische Hochgebirgslandschaft

Da sind einerseits mehrere Gipfel, welche gen Himmel streben. Solche wie das fast 4000 Meter hohe Fletschhorn, das Finsteraahorn oder der Monte Leone samt den Überresten des Chaltwassergletschers. Hier soll vor langer Zeit Eis abgebaut und bis zur (unter Napoleon gebauten) Simplon-Passtrasse transportiert worden sein. Auch knapp über der Erde ist die Landschaft beeindruckend. Ein Meer aus Heidelbeer-Stauden, die anfangs Herbst prallvoll sind und sich schmuck rötlich färben. Und Alpenrosen und Enzian oder besser das, was nach einem kurzen Sommer von der Farbenpracht übrig geblieben ist. Auch Rundhöckerhügel, kleine Sümpfe, Hochmoore, Alpweiden und immer wieder Steinmäuerchen verzaubern die Gegend. Ausserdem erinnern Felsformationen daran, dass man im Gebirge wandert.

teddy-b.ch - Simplon-Passhöhe - Bergalpe - Rotelsee 04
Rotelsee auf der Passhöhe.

2. Zwei Seen und noch mehr Tümpel

Keine 15 Wanderminuten von der Passhöhe entfernt, outet sich der erste von zwei romantischen Seen: Rotelsee heisst dieser künstlich angelegte Mini-Bergsee am Fusse des Hübschhorns. Am näheren Horizont ein paar vereinsamte Häuser, am Horizont das Finsteraahorn – Idylle total. Etwa zwei Stunden später wird man auch den «Froschsee» passieren, der Hopschusee heisst und seinen Namen von der benachbarten Alp Hopsche hat. Weil Hopschu auf Walliserdeutsch «Frosch» heisst, ist der Hopschusee eigentlich der Frosch-See. und liegt in einem geschützten Hochmoor.

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Kein Frosch: Der Hopschusee.

3. Simplon-Hospiz: Napoleon sei Dank

Es gilt als das grösste Hospiz der Alpen, und seine Erstellung benötigte von der Planung bis zur Vollendung 30 (!) Jahre. Dafür hat kein Geringerer als Napoleon den Bau des Hospizes auf der Simplon-Passhöhe befohlen. Noch heute wird das Simplon-Hospiz von den Chorherren des Grossen St. Bernhard als «Begegnungsstätte» betrieben und ist ganzjährig offen. Allerdings wirkt der imposante Bau etwas furchteinflössend und militärisch.

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Von Napoleon iniziiert: Simplon-Hospiz.
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Der Alte Spittel: Gebäude mit viel Historie.

4. Alter Spittel: Historischer Promi

Mehr Charme versprüht das alte oder ehemalige Hospiz 1,6 Kilometer südlich der Passhöhe, unterhalb der heutigen Passtrasse. Es wird «Alter Spittel» genannt. Bald 400 Jahre hat das fünfstöckige Haus auf seinem Granit-Buckel. Der Spittel stammt noch aus jener Zeit, als hier ein Saumpfad (heute bekannt als «Stockalperweg») durchführte. Gebaut wurde auch dieses Haus von einem historischen «Promi»: Kaspar Stockalper liess den Alten Spittel als Schutzhaus für Handelsleute und Reisende bauen. Zumal er einst den Kurierdienst mit reitender Post über den Simplonpass einrichtete und Mailand und Genf damit bediente. Heute wird das historische Gebäude vom Militär als Truppenunterkunft genutzt und kann auch für private Anlässe gemietet werden.
Übrigens: Der Rundweg Bergalpe führt an beiden Hospizen nicht direkt vorbei – aber in perfekter Sicht- und Fotodistanz!

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Betty im Moor: Faszinierend und schön!

5. Steinmauern und Alpsiedlungen

Unterwegs auf dem Rundweg passiert man mehrere Alpsiedlungen. Mini-Dörfer, die einst als Einzelalp betrieben und später zu Ferien-Domizilen ausgebaut wurden. Sie stammen aus Zeiten, als jede Bauernfamilie ihre Milch selber zu Butter und Käse verarbeitete. Vorbei und fast vergessen! Für den kleinen Hunger gibt es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten. Auch Picknickplätze sind fast inexistent. Doch führt die Route zum Teil über sehr alte Wegstrecken und vorbei an sorgfältig aufgeschichteten Steinmauern. In deren (Wind-)Schutz ist immerhin gut aus dem Rucksack essen.

6. Murmeli, Munggen, Murmeltiere

Sie sind die heimlichen Helden auf der Bergalpe-Wanderung. Immer wieder ertönen ihre Pfiffe. Wer Glück hat, sichtet  die eine oder andere «Munggen-Familie». Die Kleinen beim Sonnenbaden auf den warmen Steinen oder beim Herumtollen im Gras, die Erwachsenen aufrecht sitzend für den Überblick. Vorab im Herbst outen sich viele von ihnen als dicke Brummer, schliesslich steht der Winterschlaf bevor.

Wanderer warten damit noch etwas zu. Denn nach der 3-Stunden-Wanderung musst Du Dich entscheiden: Über 20 Kilometer zurück nach Brig fahren oder nochmals 9 Kilometer weiter südwärts ziehen nach Simplon-Dorf? Denn das schmucke Dorf am Pass versprüht viel Italianità. Hotels und Restaurants gibt’s auch. Für den grossen Hunger.

Teddy B, September 2020

Siehe auch Rubrik «Die News der andern»: Bärgeri – Suone des Jahres


Weitere Teddy B Wanderziele im Wallis:

Gondo: Gold und Gram
Hopschusee, Simplon: Froschkönig
Kapellenweg Visperterminen: Gott wandert mit
Lac de Derborance: Golden Eyes
Lötschentaler Höhenweg: Wieder so ein Welterbe!
Leukerbad: Mit Pablo Picasso über die Gemmi
Lac de Moiry: Gletscher-Anschluss
Turtmanntal: Sag mir, wo die Bären sind!
Hochebene von Ossona: Zeit-Reise
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