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Rund um den Lac de Derborence im Wallis erstreckt sich einer der letzten Bergurwälder der Schweiz. Im Spätherbst ist dieser in Gold getaucht.

DIE FAKTEN
Höhe: 1449 m.ü.M.
Lage: Oberhalb der Gemeinde Conthey im Wallis
Besonderes: Einer der jüngsten Naturseen der Schweiz
Unterkunft/Restaurant: Refuge du Lac am See, einzelne Bergbauernhöfe unterwegs (Sommerhalbjahr bis max. Ende Oktober)
Wanderrouten: Diverse Routen zwischen 40 Min. und knapp 5 Std.
Webcam Lac de Derborence
Anreise: Mit der Bahn via Brig oder Martigny nach Sion, dann mit dem Postauto (Ende Juni bis anfangs Oktober) via Aven zweimal täglich nach Derborence. Mit dem Auto via Sitten oder Martigny nach Conthey, anschliessend 18 km auf schmaler Bergstrasse bis zum See
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Teddy B Buch- und Kartentipps zum Thema:

Wanderführer durch 132 Naturschutzgebiete der Schweiz
Alp- und Bergseen Schweiz
Wanderkarte Sion – Derborence – Sanetsch
Das Wallis für Anfänger (ebook)

Teddy B: Die richtige Ausrüstung:

Wander-ABC: Das muss mit!

DIE GANZE GESCHICHTE
Zum Teufel mit «to do»-Listen, von «musts» und «bucket lists» – diesen oberflächlichen «Influencer-Erfindungen». Trotzdem muss man ihn einfach kennen lernen, den geheimnisvollen Lac de Derborence. Einen See, der seine Entstehung zwei schweren Bergstürzen verdankt. Damals, vor über dreihundert Jahren. Und der doch so harmonisch in eine wilde Landschaft aus Bäumen und Felsquadern eingebettet ist, dass man ihn glatt für ein Gemälde halten könnte.



Anreise: Nichts für schwache Nerven

Den Lac de Derborence muss man sich allerdings verdienen. Also nix mit «kurzem Ausflügli»! Bereits die Anreise ist ein Spektakel. Fast zwanzig Kilometer schlängelt sich eine schmale Strasse von Conthey «unten» im Rhonetal hinauf auf 1500 Meter Höhe. Eine gute halbe Stunde muss man dafür rechnen. Der Begriff «Serpentine» passt hier durchaus. Rechts steile Felskanten, links der Abgrund, und immer mal wieder Ausweichmanöver mit entgegenkommenden Autos und Bikern. Hin und wieder verläuft die Strasse in Fels-Galerien, so dass man sich wohltuend beschützt fühlt. Trotzdem: Geduld und gute Nerven sind gefragt! Ausserdem ist man mit dem Auto ausnahmsweise im Vorteil, da das Postauto zwischen Aven und Derborence nur zweimal täglich verkehrt, am Sonntag nur einmal.

Uuups, hoffentlich kommt mir keiner entgegen…!

Lac de Derborence: Dem Bergsturz sei dank

Dann kommt sie immer näher, die immense Felswand, von der einst grosse Teile zu Tale rutschten. Im Jahr 1714 zum ersten, 35 Jahre später zum zweiten Mal. Damals brachen am Hang der nördlich gelegenen Les Diablerets auf 1900 Metern gewaltige Felsmassen in die Tiefe. Dort türmten sie sich zu einer fast zwei Kilometer breiten «Barriere». Das war die Geburtsstunde des Lac de Derborence, der häufig als «jüngster Natursee der Schweiz» bezeichnet wird. Was nicht stimmt. Der Tschingelsee im Berner Oberland etwa ist ebenfalls durch einen Bergsturz bzw. Murgang entstanden, jedoch erst 1972. Was indessen wahr ist: Hier breitet sich einer der letzten Bergurwälder der Schweiz aus. Mit Fichten, Birken, Bergföhren, Weiden – und tausenden von Lärchen! Teddy B Tipp: Wähle den Spätherbst für einen Besuch; dann ist das Vallée de Derborence in Gold getaucht – ein einziger Traum aus goldenen Lichtern!

Lac de Derborence im Spätherbst.

Zuflucht am See – und Ausblick dazu

Aber Du möchtest – endlich – an den See …. Dieser breitet sich zu Füssen der gewaltigen Felswand aus. Spannend: Der Lac de Derborence ändert Grösse und Ausdehnung Jahr für Jahr etwas, weil er weitgehend naturbelassen ist. Bis auf etwa zweihundert Meter kommt man ihm mit dem Auto oder Postauto nahe. Danach führt ein Waldweg in 5 Minuten zu einer einfachen Gaststätte mit Terrasse, dem «Refuge du Lac» – und damit zum See. Von hier starten die grossen und kleinen Wanderungen im Vallée de Derborence; vom kurzen Seerundgang (1,3 km bzw. 40 Min.) bis zur knapp fünfstündigen, 12 Kilometer langen Tour durch das Tal. Wer nichts als eine «Zuflucht» sucht, ist auch auf der Terrasse der Refuge (= «Zuflucht») du Lac de Derborence bestens aufgehoben, die gewaltigen Felswände über und den idyllischen See unter sich. Und dazu die Gewissheit, dass es keine zwölf Stunden Flugreise braucht, um einen richtigen Urwald kennen- und lieben zu lernen!

Teddy B, Oktober 2019

Teddy und Betty B im Vallée de Derborence.

Weitere Fakten zum Vallée de Derborence:

Viele Tote: Die berühmt-berüchtigten Felsstürze in der Derborence forderten vor 300 Jahren das Leben mehrerer Dutzend Bergbauern und Hirten, die in dieser Gegend übersommerten; auch viele Nutztiere fielen der Naturkatastrophe zum Opfer.
Neues Leben: Auf dem Geröll, dem Schwemmsand und den vermoderten Resten der entwurzelten Bäume entstand zugleich neues Leben. Ein Pionierwald mit Fichten, Bergföhren, Weiden, Birken und Lärchen. Für Gänsehaut sorgen noch heute einzelne grosse Felsblöcke mitten drin – stille Zeugen von damals. Ausserdem wurde das Tal nach den beiden Bergstürzen lange Zeit gemieden. Nur zögerlich zogen die Menschen in die «verfluchte» Gegend zurück. Dadurch konnte sich eine fast unberührte Flora entwickeln.

Gold, Gold, Gold: Lärchen im Spätherbst.

Unter Naturschutz: Heute gilt das Gebiet der Derborence als Region der letzten Bergurwälder der Schweiz. Die knorrigen Tannen sind zum Teil mehrere hundert Jahre alt. Und standen schon hier, als es noch keinen See gab. Mehr als 260 Hektaren Fläche sind unter Kontrolle von Pro Natura, wovon der Urwald mit 25 Hektaren das Herzstück bildet.
Verbote für alle:  Im Schutzgebiet dürfen Wege nicht verlassen und Hunde nicht von der Leine gelassen werden. Campieren und Feuer entfachen sind ebenfalls verboten.

Ein Herz für Tiere

Auch der Wald rund um den See gilt als Paradies – für Tiere. Mit etwas Glück erspäht man Steinadler und Bartgeier, vielleicht auch einen Dreizehenspecht. Im Spätherbst sind häufig Gämsen-Rufe aus den Felsen zu hören, obschon sich die Wildtiere selten zeigen. Im Sommer dagegen macht man auf den hiesigen Bergwiesen Bekanntschaft mit Schafherden; diese haben die ehrenvolle Aufgabe, die Ausdehnung des Lärchenwaldes zu «kontrollieren». Selbst ein Urwald will etwas überwacht werden. Oder bleiben…



Weitere spannende Naturschutzgebiete und Moore:

Aue Chly Rhy: Alles im Fluss
Limmatspitz, Gebenstorf: Gezeiten
Tschingelsee: Feuchtgebiete
Schloss Wildenstein: Eichen-Oldies
Amdener Höhenweg: Krüppelkiefern und Auerhühner
Klosterinsel Werd: Im Chatroom mit Gott
Pragelpass: Tarzan im Schweizer Urwald
Wolzenalp: Barfuss durchs Moor
Hochmoor Rothenthurm: Darfs ein bisschen Moor sein?
Naturreservat Teufelskeller, Baden: Lothars Erbe

Teddy B – auch präsent auf Facebook,Instagram und Youtube.

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