Werbung

Es gibt wenige Orte, die ohne Strom «elektrisieren»; ein solcher ist Taveyanne in den Waadtländer Alpen. Ein Bergdorf unter Naturschutz – mit magischer  Ausstrahlung.

DIE FAKTEN
Höhe: 1649 m.ü.M.
Lage: Alpes vaudoises, 7 km von Gryon entfernt
Einkehrmöglichkeiten: Refuge de Taveyanne (Mai bis Oktober)
Besonderheit: Keine Elektrizität

Buchtipps zum Thema:

111 Orte in den Waadtländer Alpen, die man gesehen haben muss
Wanderführer durch 132 Naturschutzgebiete der Schweiz

Anreise: Mit ÖV via Lausanne – Bex nach Barbouleuse (Gryon) bzw. vom Wallis her nach Bex und Barbouleuse, anschliessend weiter mit einer Gondelbahn nach Les Chaux und zu Fuss (2 km) in 30 Minuten nach Taveyanne. Im Juni/Juli Postauto-Verbindungen 4 x täglich zwischen Barbouleuse und Taveyanne. Mit dem Auto via Bex oder den Col de la Croix (Les Diablerets – Bex) direkt bis ins Dorf (Parkplätze vorhanden)
Anreise planen

DIE GANZE GESCHICHTE
Wie lebt man ganz ohne Elektrizität? Hast Du Dir diese Frage schon mal gestellt? Viele Deutschschweizer kennen das Freilichtmuseum Ballenberg. Und im Tessin ist man stolz auf das Val Bavona, dessen verträumte Strom-lose Siedlungen top Fotomotive abgeben. Schön nostalgisch. Aber dort leben? Nicht nur besuchs- oder ferienhalber vorbeischauen und dann wieder in die heimische Komfortzone zurückkehren?
Im Bergdorf Taveyanne in den Alpes vaudoises (Waadtländer Alpen) ist das Alltag. Zumindest im Sommer. Seit 1970 steht der Weiler unter Naturschutz – und mit ihm ein Gebiet von über 300 Hektaren zwischen 1500 und 2300 Metern Höhe. Wie hin gewürfelt, dösen hier knapp drei Dutzend sonnengegerbte, einfache Holzhäuser vor sich hin. Einige davon Feriendomizile von Waadtländern. Inmitten von Wiesen und Weiden und umgeben von Felsen. Nichts, was an die Zivilisation erinnert. Schon gar keine Elektrizität. Das Naturschutzgebiet hat seinen eigenen Zauber. Und lockt viele Wanderer und Ausflügler nach Taveyanne.

teddy-b.ch - Taveyanne: Dorf unter Naturschutz
Unter Naturschutz: Taveyanne.
teddy-b.ch - Taveyanne: Alles muss bleiben, wie es war.
Fotomotive en masse: Liebevoll gepflegte Gärten.

Taveyanne – kein Freilichtmuseum

Dieses Ballenberg in den Bergen ist real. In Taveyanne wird gelebt und auch gearbeitet. Das bestätigt Sarah von Siebenthal, die seit 2001 die Réfuge de Taveyanne führt. Ein Beizli, dessen Erbauung auf 1825 zurückgeht und das in jedem Freilichtmuseum perfekte Figur machen würde. Nur dass es echt und bewohnt (Mehrbettzimmer für Gäste) ist. Echt sind die schweren Balken an der Decke, die uralten Holztische und -bänke in der Gaststube, echt das lodernde Feuer, in welchem die Kohle für die beliebte Tisch-Charbonnade erhitzt wird. Echt sind auch die Schindeln aus Lärchenholz auf dem Dach, Wahrzeichen von Taveyanne. Ihnen verdankt der Ort gar seinen Namen.

teddy-b.ch - Sarah von Siebenthal, Taveyanne
Sarah von Siebenthal: Der Tradition verpflichtet.
teddy-b.ch - Taveyanne: Réfuge de Taveyanne
Die nostalgische Réfuge de Taveyanne.

Naturschutz: Eine Herausforderung

Doch Du willst keine Schindeln verlegen, sondern höchstens unter einem Schindeldach speisen. Das ist, vorab für Restaurant-Betreiber, keine einfache Sache. In einem Dorf, das dem Naturschutz verpflichtet ist. Verboten sind «moderne» Errungenschaften wie elektrischer Strom, Klimaanlagen… – und überhaupt: Jegliche architektonischen Veränderungen. «Alles muss bleiben, wie es immer war», sagt Sarah von Siebenthal. Und nennt zwei Beispiele: «Unsere Küche ist niedrig, so dass es im Sommer stickig heiss wird. Doch als einzige Kühlung muss ein Loch in der Wand reichen.» Und zu Sonnenenergie: «Sonnenkollektoren sind in Taveyanne erlaubt, aber man darf sie nicht sehen!»

teddy-b.ch - Gaststube der Réfuge de Taveyanne
Lauter Holz prägt die Gaststube der Réfuge…
teddy-b.ch - Réfuge de Taveyanne: Offener Kamin
…und offenes Feuer für die Charbonnade.

Lokale Produkte von lokalen Produzenten

Welche Energien nutzt man folglich in der Réfuge de Taveyanne? In den ersten beiden Jahren lieferte ein Generator Strom für einzelne Küchengeräte; inzwischen kocht und heizt man vorwiegend mit Gas und Holz. Es gibt weder Convenience-Produkte noch eine Fritteuse in der Küche; Gemüse, Salat und Früchte werden im kleinen Keller gelagert, Karotten und Kartoffeln noch von Hand geschält. Alle Frischprodukte samt Käse und Fleisch bezieht Sarah von lokalen Produzenten, die sie persönlich kennt. Was ihre Küche über die Grenzen Taveyannes hinaus bekannt macht.

teddy-b.ch - Idylle pur: Réfuge de Taveyanne
Echte Fassade: Réfuge de Taveyanne.
teddy-b.ch - Taveyanne: Grosses Naturschutzgebiet
Nichts als Berge und ganz viel Grün.

Taveyanne: Magie und Energie

An den Tischen im Freien werden tagsüber Fondue, Raclette, Charbonnade und köstliche Früchtekuchen serviert, am Abend bietet die gemütliche Gaststube mit dem offenen Feuer Zuflucht. Unter den Gästen sind sowohl Einheimische aus dem nahen Gryon als auch Ausflügler und Wanderer. Sie alle sind dem Zauber eines Dorfes erlegen, das so wohltuend aus der Welt gefallen scheint. Und der Beweis dafür ist, dass ein paar einfache Holzhäuser, unversehrte Natur und ehrliche Gerichte perfekte Glücks-Rezepte sind. Sarah von Siebenthal doppelt nach: «Dieser Ort hat eine ganz besondere Ausstrahlung und Energie – ja, mehr noch: C’est assez magique à Taveyanne!»

Weitere Infos

Teddy B, September 2020

Die Réfuge de Taveyanne

Sarah von Siebenthal führt die Réfuge de Taveyanne seit 2001 – jeweils von Mai bis Oktober. Bereits ihre Eltern leiteten einen gastronomischen Betrieb im benachbarten Pays-d’Enhaut, bevor sich Vater von Siebenthal 1980 bei der Pilzsuche in die Réfuge in Taveyanne verliebte, die damals zum Verkauf stand. Und diesen «besonders grossen Champignon» unbedingt kaufen wollte. Bereits in ihrer Jugendzeit half Sarah im elterlichen Restaurant in Taveyanne aus. Sie liess sich ursprünglich zur Geometerin ausbilden, später erfolgte die Umschulung in die Hotel-/Gastrobranche. Danach war Sarah von Siebenthal bereit für das Abenteuer Réfuge de Taveyanne. Im Winter übrigens «schläft» Tavayanne.

teddy-b.ch - Réfuge de Taveyanne: Terrasse
Einheimische und Wanderer speisen in der Réfuge.

Die Geschichte der Tavaillons

Mit «Tavaillons» bezeichnet man in Taveyanne gespaltene Holzbretter, die in einer speziellen Technik übereinander gelegt werden. Diese Holz-Schindeln dienen zur Isolation und als Wetterschutz. Im Dorf bedeckte man Wände und Dächer immer schon mit «tavaillons»; irgendwann entstand daraus der Ortsname Taveyanne. Heute sind «tavaillons» auf den Dächern Pflicht. Das Holz dürfen die Bewohner selbst wählen. Das beste, schönste und dauerhafteste Holz ist Lärchenholz. Bis zu 40 Jahre sollen die teuren Lärchenschindeln halten. Etwas günstiger ist Tannenholz.

teddy-b.ch - Taveyanne: Kamin, mit speziellen Schindeln bedeckt
Die Schindeln haben dem Dorf den Namen gegeben.

Weitere Top-Ziele in den Alpes vaudoises:

Trou à l’Ours, Vallon de Nant: Bärenstark wandern
Bretaye, Villars-sur-Ollon: Wandern mit Henri Guisan
Glacier 3000: Gletscher-Trekker
L’Etivaz: Street Parade
Lac Lioson, Col des Mosses: Spiegel-Bilder
Rossinière: Scherenschnitte mit «Bling-Bling»
Leysin: Chapeau!
Pendelsprung, L’Etivaz: Schluchten-Schaukeln
Pont Turrian: Alter Hänger
Chapelle Balthus, Rossinière: Nackte Wahrheiten
Rossinière: Das XL-Chalet
Peak Walk: Romantik für Fortgeschrittene
Ballonmuseum: Mehr als heisse Luft
Rüeblihorn: Röstigraben für Einsteiger

Teddy B – auch präsent auf Facebook und Instagram und eigenem Youtube-Channel!

Werbung

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein